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  HINWEIS: Das auf diesen Seiten Dargestellte ist durchaus riskant!
Es beschreibt Teile und Ideen meines eigenen Übungsprogramms, es ist ganz und gar unmaßgeblich.

 

 
Zunigunde  wird ein Reitpferd   runter - Anfassen - Longieren - Reiten - Geheime Künste
 

Je nun, wie Zuni denn ein "Reitpferd" wurde, ist garnicht so einfach erzählt. Vor allem anderen mußte sie sich ja überhaupt erstmal anfassen lassen: Vom Kopf bis vor die Schulter reichte der erlaubte Bereich, und selbst das nur außerhalb der Box. Alles andere Fehlanzeige, heftiges Rumgehampel bis hin zu agressiver Abwehr. Putzen, Hufe reinigen, Satteln oder sowas seltsames? nimmer! Festbinden, wo auch immer, oder gar zwei Personen am Pferd? Tierarzt? Schmied? völlig unmöglich, wozu denn auch.
Das Wörtchen "roh" beschreibt's nicht, "Wildpferd" paßt besser. Meine kleine Wilde , nicht wirklich, aber irgendwie doch. Insofern auf jeden Fall, als es nicht die Naivität, allgemeine Ahnungslosigkeit oder Unerfahrenheit eines Dreijährigen und auch nicht dessen körperliche Schwäche auzunutzen gab. Dieses Pferd verstand, sich zu wehren, ließ sich kaum austricksen und es war grenzenlos mißtrauisch. Es säuft Wasser lieber aus'm Teich statt aus der danebenstehenden Tonne, und auch draußen in der Gegend weiß es ganz genau, was man fressen kann, notfalls die Blätter von Kletten oder auch schon mal 'giftige' Sachen wie Eichenlaub oder sowas - in Maßen harmlos, ganz offensichtlich.

Naturbelassenes Pferd. Biodynamisch... (und wie!)
Keinerlei Grunderziehung. In der Boxentür - genau nur dort - ließ man sich zum Rausbringen das Halfter überstreifen, dann mit gehöriger Vorsicht auf den Weg zur Koppel schicken. Sonstnix.

Wie nähert man sich so jemandem? Zwang, Strafe, Gebrüll, Gezerr am Halfter und all solche Feinheiten "professionellen" Umgangs verbieten sich von selbst bei einem Pferd, das sich zu wehren weiß, niemandem traut, und das offensichtlich eine ganz präzise Vorstellung von einem angemessenen Lebenswandel hat. War auch alles nicht nötig. Die entscheidende Grundlage ist das umfassende gegenseitige Vertrauen. Bis zum heutigen Tage, wo wir nun schon ziemlich angestrengt reiten, habe ich zum rechten Zeitpunkt alles freiwillig fast wie von selbst bekommen. Im wesentlichen eine Frage der Verständigung, der Geduld und der sorgfältigen Vorbereitung: Die Gute muß nur erst wissen, was man von ihr will, ganz ohne Raffinesse und Tricks. Ein verrutschter Versuch, dann nochmal fast gelungen, und schon ist's da. Was auch immer, so gut wie immer funktioniert das Lernen genau auf diese Weise. Man kann auch schon mal scheitern und aufgeben und ein paar Tage später einen neuen Versuch wagen. Der Fehlschlag schadet nicht, sie versucht's wacker auf's neue.
Na, und machmal läuft sie auch weg, eben weil sie genau weiß, was 'man' von ihr will...

Unter sorgfältiger Vorbereitung verstehe ich auch, das Pferd für seine Aufgaben vorher stark zu machen. Wie sinnvoll dieses Vorgehen ist, zeigt die Entwicklung bis zum Anreiten deutlich genug. Ich stelle das nicht mehr zur Diskussion. Habe das scheinheilige Gefasel schlaffer Schlaumeier restlos satt!

Dieser "kooperative Weg" schien mir neben dem "konstruktiven Ungehorsam" die einzige Chance. Mit dem üblichen "professionellen" Schema waren vorher schon andere gescheitert; das war's wohl, warum das Zunipferd niemand(en) mehr haben wollte. Und, wie seine heutige, ganz und gar zutrauliche und umgängliche Verfassung deutlich zeigt, es dürften genau jene gewesen sein, solche mit Muskeln in Arm und Hirn (und Kehlkopf), die dieses heikle Tier eben dazu überhaupt erst gemacht hatten. Von ganzem Herzen begrüße ich das Scheitern solcher Leute, wenigstens in diesem einen Falle, wo das Pferd dann doch stärker war.

Um dem Kinde einen Namen zu geben, und weil der zeitgenössische Ausbilder welchen Niveaus auch immer, folgt man den diversen Reiterheftchen, offenbar nur etwas gilt, wenn er mit einer 'Methode' aufwartet, nenne ich meine auf diesen Seiten beschriebenene Vorgehensweise den

kooperativen Weg

und das aus der Abwehr eines Pferdes abgeleitete Lehrprinzip die

Methode des konstruktiven Ungehorsams.

Wobei ich keineswegs den Anspruch erhebe, damit irgendetwas Neues gefunden zu haben, außer vielleicht, daß ich genau diesen Weg beschreite, anstatt ihn einfach nur wortreich in irgendwelche Heftchen zu pflanzen!

Daneben gibt es noch geheime Künste. Darüber steht hier nichts.

Der Reihe nach

Anfassen:
Zunächst war da nichts. Rein garnichts. Man ließ sich immerhin betrachten.

Longieren:
Im "round pen" rumführen war ja ganz nett, aber offenbar doch eher langweilig.

(An)Reiten:
Ruhig stehend ließ sie mich aufsitzen, niemand mußte halten oder sanfte Worte sprechen.

So begann der Zuni Weg zum Reitpferd.

Ich staune, wie einfach das doch war, entgegen allen Prognosen. "Altes Pferd", und dann auch noch "Weidepferd", "roh", na, und gar "eine Stuuuute", Himmel, wie schröcklich! - Nee, nicht bei meinem Zunipferd, dem ich inzwischen hemmungslos vertraue.

Bis hierher der eher übliche Weg, das, was zu erwarten war, oder immerhin zu erhoffen.
Völlig unerwartet folgt nun das eigentliche Lehrstück. Ich nenne es

Die Schule der Wahrnehmungen:
Nachdem man sich hat abholen lassen und reiten, erkenne ich: Man will gebracht werden.


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